Áchtel
Neutr.
Áchtel Neutr.
eigentl. das Acht-tēil mit dem alten neutr. Geschlecht des Grundwortes Teil, der achte Teil eines Ganzen (einer Menge, einer Fläche, eines Raumes usw.).
Etymologie
Das auslautende -tl in mdal. ǫχtl beruht auf mhd. teil wie in Drittel, Fiertel (s. a. unter Tēil und dessen Komposs., vgl. auch mdal. fǫrtl, fǫxtl, fǭɐdl Vorteil in der Bed. Kunstgriff, s. unter [For]tēil). Zum Lautlichen s. weiter unten.
Urkundl.
Urkdl. bis 1500 oft Achttail geschrieben, so in verschiedenen Bedd.: achttail 1/8 Vierlings Hohlmaß Ö. Urbb. 571, 33, 573 (NÖ. a. 1220--1230); Item vmb zwai achtail hönigk V s X den. Strebl °Rechnungsbücher Klosterneuburg Nr. 25 (a. 1482); von aim achttail smalz wann man das verkauft zwen phening zol Ö. Weistt. 8, 1032, 25 (Mollenburg NÖ. 15.Jh.). Jedoch in jüngerer Form: 4 achtl Schmaltz °Scheibbser Inventurbuch 38, Hs. im nö. Landesarchiv (NÖ. a. 1578); viertl, achtl und mässl Ö. Weistt. 13, 117, 38 (Kremsmünster OÖ. a. 1587);.. ein güetl, sölden (Kleinbesitz bestimmter Größe) oder achtl eines guets Ö. Weistt. 13, 209, 13 (Seisenburg OÖ. a. 1623); vgl. Achtler, (Achtel)hof, -hůbe; ein sackl voll meel so uber ain halbes achtel austruge, geben Quellen z. Gesch. d. Stadt Wien I, 6 (Wien a. 1690); dass ain jedes land .. in unserm landesfürstl. vitzedumamt und huebhaus zu Wien durch den geschworenen zimenter, ain patron aines metzen, viertl, achtl und mässl zimentieren und zaichnen lassen Otruba Der nö. Arbeiter 4/II; aus einer Müllerordnung von Amstetten NÖ. a. 1690.
Lautung
Lautung und Bed. in lebender Mda.: ǫχtl u. ä., Plur. gleich Sing., seltener Plur. mit -ln, z. B. Wien: dswā ǫχtln. Das Dem. hat umgelautetes helles a, kommt aber, bes. im Südbair., auch ohne Umlaut vor: ǫχtl, ǫχtile, ǫχtɐle, so für 1/8 Liter einer alkoholischen Flüssigkeit (Wein, Schnaps); ǫχtəle in der Sprachinsel Lusern ist aus dem Binnentir. entlehnt; vgl. u. a. Schatz Tir. Wb. 1, 8. Als doppeltes Dem. wird mittelbair. aχtɐ(d)l, südbair. aχtɐle von Weintrinkern gebraucht und ist z. B. in NÖ. und W. mehr kosend als deminutiv zu werten: ɐ aχtɐ(d)l wāi(n). Für gewöhnlich gilt für das Maß und für das Gefäß, in dem der Wein ausgeschenkt wird, die Lautung ǫχtl; vgl. auch (Achtel)glas, -gläslein.
Bedeutung
Zu den (meist va.) Bedd. der nicht deminutiven Lautung in den Mdaa.:1. ɐ ǫxtl drǭɐd der achte Teil eines Metzens, z. B. OÖ. vgl. dazu das rauhe Achtel Bayer. Wb. 2, 82. In OÖ. (Salzkgt.) war ǫxtl ein Ausdruck der mǫ̈̄-maßßɐräi ([Mël]mä̂ßerei, s. d.), also ein Mehlmaß. dröi ǫxtl (wahrscheinlich 3/8 Metzen) war die für das Brotbacken vorgesehene Mehlmenge in Aussee St. vgl. Sachliches unter Pächt, Pecke, Schuß.2. Als Flächenmaß in Weinbaugebieten von NÖ.: ɐ ǫχtl wāi(n)ɐd (wāi[n]gɐd), d. i. ein Viertel (sic! ) Joch Weingarten.3. Elliptisch für Achtelfaß, für ein Fäßchen, das 1/8 Eimer (s. d.) zu fassen vermag, NÖ.; in der Sprache der Wiener Bierbrauer 1/8 Hektoliter Bier; vgl. Ächterin4. Zur Bed. von Achtel als Trinkmaß und Trinkgefäß für alkoholische Getränke s. oben.5. Für 1/8 Elle Stoff (und als Hohlmaß) va. im Weinv. NÖ., °Sammlung Frischauf.6. Zu anderen speziellen Maßbezeichnungen durch Achtel s. Steir. Wortsch. 10 und Bayer. Wb. 1, 26.7. Im Innv. OÖ. ist ǫxtl eine Abteilung der Scheune. Die alten Scheunen sind links und rechts der Tenne zwischen Holzsäulen in je vier Achtel geteilt, in die man bei der Ernte die Fechsung, möglichst nach der Frucht geordnet, hineinschichtet, Synn. wie Obse, Stock, Stôß u. a. m. s. unter Parn I. Sachl. vgl. vor allem (Parn)päum, (Steig)päum, (Parn)prëtt, (Parn)laden, (Parn)schale, (Parn)sprüßel.
Wortbildung (Komposita)
mit Achtel als Grundw.:
✝(Përg)achtel ein mittelsteir. Weinbergmaß in älterer Zeit, s. Steir. Wortsch. 61. (Tor)achtel für die nächst den beiden Toren der Scheune gelegenen Bansen, dǭurǫxtl Innv. OÖ., (First)achtel zwischen den Torachteln gelegene Bansen, fiɐxtǫxtl Innv. OÖ.; zu den Lautungen von First s. Lgg., Einltg. 51, 52. (Stê)achtel ein Achtel Wein im Stehen an der Theke getrunken, šdę̄-ǫχtl, āχtɐ(d)l, vor allem in NÖ. und W. üblich. Ableitungen s. ächteln, Achtler.
mit Achtel als Bestimmungsw.:
(Achtel)acker, -pänzlein, -fäßlein, -hof, -holz, -léhen, -lêhner. ✝ächteln Vb., achtelweise ausschenken, Bayer. Wb. 1, 26; nicht mehr in lebender Mda.WBÖ 1, 56.
WBÖ Band 1, S. 56

Zitation

Áchtel. In: Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich (WBÖ). Publiziert über das Lexikalische Informationssystem Österreich (LIÖ). URL: https://lioe.dioe.at/articles/lieferung1-5%23Achtel [Zugriff: 20.06.2025] (Originalquelle: Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich. Bd. 1. Herausgegeben im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften von der Kommission zur Schaffung des Österreichisch-Bayerischen Wörterbuches und zur Erforschung unserer Mundarten. Wien: Kommissionsverlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1970. S. 56).

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